Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Erinnerst du dich noch an ein Gedicht aus deiner Schulzeit?
Die Herausforderung, Informationen nicht nur kurzfristig abzuspeichern, sondern auch in Zukunft darauf zurückgreifen zu können, ist für uns Menschen ein großes Problem.
Ob es nun ein Gedicht ist, das wir schon früh in der Schule lernen müssen, oder ein Online-Kurs, der uns wertvolle Fähigkeiten vermittelt, die wir für unser berufliches Fortkommen benötigen, unser Gehirn kann bei der Wichtigkeit von Informationen oft anderer Meinung sein, als wir selbst. Vielleicht ist es dir schon einmal passiert, dass du dich an der Kasse plötzlich nicht mehr an die PIN deiner Bankkarte erinnern konntest?
Bereits im späten 19. Jahrhundert führte Hermann Ebbinghaus eine Selbststudie durch, die eines der grundlegendsten Probleme des Lernens hervorheben sollte: Das Erinnern von gelernten Informationen.
Ebbinghaus fand heraus, dass er innerhalb von nur 24 Stunden etwa 70 % des Gelernten vergaß. Nach 48 Stunden stieg dieser Wissensverlust auf schwindelerregende 80 % an.
Ist das Lernen daher zwecklos?
Natürlich ersetzt das menschliche Gehirn mit der Zeit Informationen, die es für überflüssig hält, aber keine Sorge, die Jahre des Schulbankdrückens waren nicht umsonst.
Während der Frontalunterricht vieler Schulen nicht die beste Art und Weise des Lernens ist, so gibt es Strategien, die wir in unsere Lerninhalte einbauen können, um den Auswirkungen der Zeit zu begegnen.
Hier sind 5 Strategien, die das Merken von Informationen fördern:
- Gestaffelte Wiederholung (“Spaced Repetition”): Mach dir das Prinzip der zeitlich gestaffelten Wiederholung zu eigen, um dem schnellen Vergessen entgegenzuwirken. Indem du in immer länger werdenden Abständen wiederholtes Lernen einplanst, werden die gelernten Inhalte immer stärker im Gedächtnis verankert. Nach jeder Wiederholung des Lernens hält die sogenannte “Retention”, also das Merken von Informationen länger vor.
Während jeder Mensch andere Lernvorlieben hat, so gibt es einen klaren Unterschied zwischen einem langfristigen Lernplan, der die Inhalte wiederholt, gegenüber einem Lernen, welches darauf beruht, dass du dir innerhalb kürzester Zeit möglichst viele Informationen merkst – z. B. kurz vor einer Prüfung.
Das gestaffelte Lernen eignet sich für die Anwendungszwecke, in denen die Informationen langfristig abgespeichert werden sollen. Das gehäufte Lernen hingegen, ist dann nützlich, wenn wir die Informationen nur kurzfristig abrufen müssen und diese danach nicht mehr relevant sind. - Interaktive Lernmodule und multimodale Inhalte: Beim Erstellen der Lerninhalte sollte darauf geachtet werden, dass verschiedenste Medien zum Einsatz kommen. Dazu gehört sowohl “Rich Media” (Video, Audio, Animationen), als auch Texte, Aufgabenstellungen und Quizfragen.
Das Ziel ist, die Monotonie aufzubrechen und das Gehirn auf Trab zu halten. - Anwendungsbeispiele: Damit die Lernenden sich Inhalte besser merken können, sollte diese in Beispielen verankert werden, die diese mit ihrem täglichen Leben verbinden können.
Wenn wir die Informationen in den Kontext von bereits gelernten Abläufen und den täglichen Anwendungsgebieten der Lernenden bringen, so können die Lerninhalte nicht nur langfristig abgespeichert werden, sondern auch direkt in der Praxis angewandt werden.
Wir setzen daher auf eine Abfolge von Szenarien, die jeweils Teilfertigkeiten vermitteln, sich auf Beispiele im Berufsalltag der Lernenden beziehen und in einer Abschlussaufgabe münden, bei der all diese Teilfertigkeiten gebündelt zum Einsatz kommen.
Beispiele für solche Inhalte sind Case Studies, User Assignments, Simulationen, Rollenspiele und szenariobasiertes Lernen. - Regelmäßiges Überprüfen des Gelernten: Durch ein regelmäßiges Abfragen des Lernstandes können wir uns ein besseres Bild über die Lernenden machen. Was haben sie bereits verstanden und wo bedarf es weiterer Übungen?
Den Lernenden hilft ein rechtzeitiges Feedback dabei, ihre Fortschritte und verbesserungsbedürftigen Lernfelder schneller zu verstehen und ihr Lernen darauf anzupassen. Und seien wir mal ehrlich – nichts ist motivierender als zu sehen, wie weit man selbst bereits gekommen ist. - Soziales Lernen: Indem wir Funktionen für soziales Lernen in unsere Kurse einbauen, ermöglichen wir den Lernenden, ihr Verständnis für den Stoff zu vertiefen und zu teilen. Dies kann in Form von Diskussionsforen, Gruppenprojekten und gemeinschaftlichen Aktivitäten geschehen.
Zusammengefasst: Vergessen ist etwas Natürliches, aber wir können aktiv etwas gegen dagegen tun. Durch die Integration von Wiederholungen, interaktiven und multimodalen Inhalten, realen Anwendungen, regelmäßigen Bewertungen und sozialen Lernelementen können wir der Vergessenskurve entgegenwirken.
Letztlich geht es darum, eine Lernumgebung zu schaffen, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch sicherstellt, dass die Lernenden dieses Wissen über einen längeren Zeitraum behalten und anwenden.
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